Digitales
Als zu Beginn der 1980er Jahre die ersten Digitalsteuerungen für die Modellbahn auf den Markt kamen, beschäftigten sich sofort einige Vereinsmitglieder mit diesem Thema. Versprach doch diese Technologie eine Reihe von Vorteilen gegenüber der bisherigen analogen Technik.
Hervorzuheben sind hier besonders:
- Betrieb mehrerer Triebfahrzeuge auf einem Stromkreis
- feinfühliges Fahren und Schalten von Sonderfunktionen in der Lok
- konstante Beleuchtung in den Personenwagen
Ermutigt durch die positiven Erfahrungen mit der neuen Technik bei privaten Anlagen entschloss sich der Verein, zunächst auf einem Teilabschnitt der stationären 2Leiter-Vereinsanlage einen digitalen Fahrbetrieb (DCC) durchzuführen.
Es war zur damaligen Zeit nicht einfach, die noch großen Decoder in den Triebfahrzeugen unterzubringen. Die Modellbahnhersteller begannen erst zögernd, für Decoder einen Freiraum zu schaffen und einen Schnittstellen-Stecker zu definieren.
Heutzutage sind fast alle Triebfahrzeuge in den Spurweiten N, TT und HO für den Einbau von Decodern vorbereitet. Auch in den Spurweiten N und TT ist vielfach der Einsatz von Sound-Decodern möglich.
Zu Beginn wurden von den Vereinsmitgliedern die Anforderungen an eine Digitalisierung der 35 Meter langen vereinseigenen 2Leiter-Modulanlage aufgelistet.
Wichtig war uns vor allem:
1. Steuerung der Anlage mittels PC und Steuerungsprogramm
2. Zwei Betriebsmöglichkeiten:
a Anforderung von Fahrstraßen durch einen Bediener, Schalten von Weichen und Signalen sowie Auslösen der
Fahrbefehle durch das Steuerungsprogramm,
b Anforderung von Fahrstrassen durch einen Bediener, Schalten von Weichen und Signalen durch das
Steuerungsprogramm, Bedienung der Triebfahrzeuge mittels Handregler durch Vereinsmitglieder oder Besucher.
Bei einer Modulanlage besteht ein grundsätzliches Problem darin, eine störungsfreie elektrische Verbindung zwischen den Modulen herzustellen. Auch sollten die Decoder zum Schalten von Weichen, Signalen und Relais sowie die Gleisbesetzmelder so positioniert werden, dass möglichst wenige Verbindungen zwischen den Modulen erforderlich werden.
Nach einigen Fehlschlägen ist es gelungen, unsere Anlage betriebssicher aufzubauen. Allerdings muss man sich von der Vorstellung trennen: "Digital - das sind doch nur 2 Leitungen, die zur Anlage führen!"
Nachfolgend beschreiben wir die einzelnen Komponenten unserer Anlage:
1. Externes Stellpult
- Ein zentraler Netzschalter ermöglicht im Störungsfall die Trennung der Anlage vom Stromnetz.
- Ein Spezial-Transformator stellt alle Wechselspannungen zur Verfügung.
- Vorhandene Digitalkomponenten sind:
- 2 Booster mit je 3A Leistung (Fa. Conrad Elektronik)
- Digitalzentrale LZV 100 und USB-Interface 23150 (Fa. Lenz)
- Ein Bedienpult ermöglicht das Einschalten der Booster nach einem Kurzschluss.
2. Stromversorgung
- Der Fahrstrom wird von 3 Boostern bereitgestellt, die jeweils Teile der Anlage versorgen. Bei einem Kurzschluss ist
so der Fahrbetrieb in den nicht betroffenen Abschnitten weiterhin möglich.
- Die Decoder zum Schalten von Weichen, Signale und Relais und die Gleisbesetztmelder werden direkt von der
Digitalzentrale und dem Spezial-Trafo versorgt. Dadurch ist das Schalten von Magnetartikeln auch bei Ausfall eines
Fahrstrom-Kreises sichergestellt.
3. Steuerleitungen
Bei einer PC-gesteuerten Modellbahnanlage hat die sichere Datenübertragung zwischen Gleisbesetztmeldern, Handreglern und der Digitalzentrale absolute Priorität! Hier haben wir viel Lehrgeld gezahlt; erst der Einsatz der aus der PC-Welt bekannten Patchkabel mit RJ45-Steckern (z.T. abgeschirmt und in unterschiedlichen Farben) brachte den gewünschten Erfolg. Wir haben 2 getrennte Kabelstränge verlegt:
- die Gleisbesetztmelder (2Draht-RS-Bus), Anschluss an Digitalzentrale,
- die Handregler (4Draht-XpressNet-Bus), Anschluss an Digitalzentrale.
Die Verbindungen über Module hinweg zwischen Magnetartikeln zu Decodern und Gleisanschlüssen zu Gleisbesetztmeldern wurden ebenfalls mit Patchkabeln realisiert.
4. Decoder und Gleisbesetztmelder
- Zum Schalten der 45 Weichen und 16 Formsignale setzen wir Magnetartikeldecoder der Firmen Lenz (LS 100),
Littfinski (S-DEC-4) und ESU (Switch Pilot) ein.
- Zum Schalten von 8 Lichtsignalen und Relais für diverse Aufgaben setzen wir Schaltdecoder der Fa. Littfinski
(SA-DEC-4) ein.
- Es sind 12 Gleisbesetztmelder der Fa. Littfinski (RS-8-B) im Einsatz.
5. PC-Anschluss
Die Digitalzentrale LZV 100 (Fa. Lenz) ist über ein USB-Interface 23150 (Fa. Lenz) mit dem PC verbunden. Über diese Verbindung werden die Informationen der Digitalzentrale (z.B. Status der überwachten Gleisabschnitte) an das Modellbahn-Steuerungsprogramm railX gemeldet. railX überträgt seinerseits die vom Fahrdienstleiter gegebenen Befehle zum Schalten von Weichen, Signalen und ggf. Fahrbefehlen an die Digitalzentrale.
6. Steuerungsprogramm
Aufgrund guter Erfahrungen vieler Vereinsmitglieder mit dem Steuerungsprogramm railX, www.railx.de, wird auch die Vereins-Modulanlage mit diesem Programm betrieben. Das Gleisbild sieht der Anlagen-Bediener (Fahrdienstleiter) auf einem 24"-Breitbild-Monitor. Gleichzeitig projiziert ein Beamer das Bild auf eine Leinwand. So können Besucher die Aktionen des Fahrdienstleiters direkt verfolgen.
7. Anlagenbetrieb
Während der öffentlichen Vorführungen der Anlage können bis zu 4 Besucher nach kurzer Einweisung einen Zug ihrer Wahl mittels Handregler bedienen. Dabei haben sie wie der Fahrzeugführer bei der großen Eisenbahn die Signalstellungen zu beachten. Ein Blick auf die Leinwand sagt ihnen, welchen Fahrweg der Fahrdienstleiter für ihren Zug frei geschaltet hat. Diese Einbeziehung der Besucher findet großen Anklang. Stehen ausnahmsweise keine "Lokführer" zur Verfügung, schaltet der Fahrdienstleiter das Programm RailX in den Modus "Fahrbefehle senden".